Morihei Ueshiba, oft ehrenvoll als O-Sensei (Der große Lehrer; Gegründer) genannt, wurde am 14. Dezember 1884 im japanischen Tanabe geboren. Von Geburt mit schwacher Statur und Gesundheit ausgestattet, unterzog O-Sensei sich einem harten Training. In jugendlichen Alter war seine physische Kraft bereits so ausgeprägt, dass er kranke Menschen auf seinem Rücken in ein kilometerweit entferntes Krankenhaus getragen hat.
Von klein auf studierte O-Sensei verschiedene Kampkünste. Seit seinem sechsten Lebensjahr unterrichtete ihn sein Vater Yoroku in Sumo. Dann folgte Training von Kito-Ryu Jujutsu, aus dem Judo entstanden ist; Shinkage-Ryu und Yagyū Shingan-ryū.
Im Vorfeld des Russisch-Japanischen Krieges (1904-1905) wurde ihm die Aufnahme in die Armee verwehrt, weil er die Mindestgröße nicht erreichte. Durch Dehn- und Streckungsübungen konnte Morihei diese Hürde überwinden und stieg während des Krieges dank seiner Tapferheit zu einem Feldwebel auf.
Im Jahr 1912 ging Morihei nach Hokkaido, um die Gegend zu besiedeln. In März 1915 traf er auf Daito-Ryu Aiki-Jutsu Meister Takeda Sokaku. Beeindruckt durch Sokaku’s Können wurde Ueshiba sein Schüler. Daito-Ryu spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Aikido Techniken.
Im Jahr 1920 trat Ueshiba mit dem geistigen Führer der Omoto-Kyo Sekte, Onisaboro Deguchi, in Kontakt. Im Jahr 1920 siedelte er mit seiner ganzen Familie nach Ayabe und wurde ein Mitglied der Omoto-Kyo. Im Jahr 1924 unternahm er eine Expedition in die Mongolai, wo er in einen Schusswechsel geraten ist. O-Sensei berichtet, dass er voraussehen konnte, wo die Kugeln treffen und so unbeschadet blieb. Später berichteten seine Schüler, dass er sich mehrmals von Gewehrschützen beschießen lies und unbeschadet blieb.
Nach der Rückkehr in Ayabe wuchs O-Sensei Ruhm als ein exzellenter Budo-Meister. Er wurde von vielen etablierten Kampfkünstlern herausgefordert. Weil Morihei alle Duelle gewinnen konnte, galt er als unbesiegbar.
Im Jahr 1927 wurde Ueshiba nach Tokyo eingeladen, um u.a. hochrangige Militärangehörige und Politiker zu unterrichten. Im April 1931 wurde das Kobukan Dojo gebaut, aus dem das Aikikai Hombu Dojo entstanden ist.
Frustriert über die japanischen Handlungen im zweitem Weltkrieg zog Ueshiba im Jahr 1942 nach Iwama in der Ibaraki Präfektur. Inmitten der ländlichen Natur folgte O-Sensei seinem Ideal: einer Verbindung zwischen Kampfkunst und Landwirtschaft. In Iwama wurde das Iwama Dojo und der Aiki Schrine aufgebaut.
Die Entwicklung des Aikido war das Ergebnis des langjährigen Training und einer intensiven spirituellen Suche. Ein wichtiger technischer Einfluss war sicher Daito-Ryu Aiki-Jutsu. Spirituell berichtete O-Sensei von drei Erweckungserlebnissen:
- Die Quelle des Budo ist die göttliche Liebe – Geist des liebevollen Beschützens aller Lebewesen. Das wahre Budo ist es, die Regeln des Universums zu akzeptieren, den Frieden in der Welt zu bewahren, alle Lebewesen zu beschützen, zu kultivieren und korrekt (=nachhaltig?) zu produzieren.
- Die Übung des Budo ist Mittel zur Kultivierung des Lebens, des Wissens und der Tugend.
- Der Weg des Kriegers wird oft missverstanden. Es ist kein Werkzeug, um andere zu töten oder zu zerstören. Wer sich messen will, macht einen furchtbaren Fehler. Das Schlimmste, was ein Mensch tun kann, ist zu verletzen oder zu zerstören. Der wahre Weg eines Kriegers besteht darin, ein solches Gemetzel zu verhindern.
Sein Weg spiegelt sich in verschiedenen Namen, die O-Sensei seiner Kunst gegeben hat: Aiki-Jūjutsu, Ueshiba-Ryū, Asahi-Ryū, Aiki Budō und schließlich Aikido (1942).
Morihei Ueshiba wurde 1968 mit dem Orden des Heiligen Schatzes ausgezeichnet, galt also als lebender nationaler Schatz. Er verstarb am 26. April 1969.